Auf den Spuren von Peter Lindbergh
- Thomas W. Salzmann
- 14. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Apr.
Inszenierte Fotografie 4

Die Gelegenheiten mal wieder selbst zur Kamera zu greifen und dabei etwas zu lernen mehren sich. Am Wochenende ging es nach Dortmund. Mario Dirks organisiert dort jährlich einen Workshop "Auf den Spuren von Peter Lindbergh." Und das durchaus wörtlich, denn der berühmte Modefotograf hat in der Kokerei Hansa tatsächlich eine Kampagne fotografiert.
Mario hatte für alles gesorgt wovon das Fotogarfenherz träumt. Den 15 Teilnehmenden stand nicht nur die große Halle mit riesigen Maschinen zur Verfügung. Drei ausgewählte weibliche Modelle (Katharina, Alicia und Daria), Visagistin Eileen, Stylist Folkert, Assistent Hauke, Beleuchtung und natürlich Nebelmaschinen.

Drei Sets für drei Gruppen und zweimal je eine Stunde an jedem Set mit je einem Modell. Selbst über die Gruppenzusammenstellung hatte sich Mario Gedanken gemacht. Unsere Gruppe war entsprechend harmonisch. Schnell einigten wir uns uns auf Zeit-Slots, so dass jeder - wir waren nur Männer in unserer Gruppe - Zeit hatte mit dem Modell selbständig zu fotografieren. An den Sets stand auch jemand aus dem Team zum assistieren bereit.

Zur Vorbereitung hatte ich natürlich meine Lindbergh-Bücher studiert. Die große Frage war: was macht ihn aus? Viele der Bilder des aus Duisburg stammenden Fotografen verraten einen lockeren persönlichen Umgang mit den Modellen. Viele seiner besten Bilder entstanden zwischendurch. Zum anderen sein besonderes Licht und er liebte alte Industriegebäude.
Im Vorfeld überlegte ich welche Motive ich haben möchte und brachte ein paar Requisiten mit. So verband ich zwei Themen miteinander. Die Fotografie in der DDR, besonders bei der Modezeitschrift "Sibylle" war Lindberghs Arbeiten gelegentlich ähnlich. Für mich persönlich fiel meine Entdeckung der Sibylle, Peter Lindberghs und der Möglichkeit viel Schwarz-Weiß zu fotografieren etwa in die gleiche Zeit, Ende der 80er, Anfang der 90er. So fiel meine Wahl auf das Thema "In der Pause." Kaffee trinken, was lesen und vielleicht Füße hoch in kontrastreichem Schwarz-Weiß. So kombinierte ich alles zu einer Geschichte. Meine Modelle wurden so ein wenig zur "gut angezogenen Fabrikarbeiterin." Hier ein paar Eindrücke:
Und wie ihr merkt, im Gegensatz zu den alten Workshops von denen ich hier berichtete, konnte ich alles selbst einrichten, mit dem Modell besprechen und in Ruhe fotografieren. Ab und an gab es kleine hilfreiche Korrekturen an Haaren oder Kleidung von den Assistenten, schließlich sieht der Fotograf nicht immer alles.
Unter dem Strich ein großartiger Workshop mit einem super Team in dem jeder wusste was er tut. Auch Sonderwünsche wurden mir erfüllt. Da hatte sich der Stylist einfallen lassen für die zweite Runde alle Modelle in schulterfreie Kleider zu stecken. Aber der nette Folkert zauberte, für meine Bilder dann noch eine schwarze Bluse aus dem Fundus.
Mein Fazit:
Gute Vorbereitung und Flexibilität vor Ort ist ein großer Teil der Arbeit. Google Maps und Bilder-Recherchen halfen sich auf die zu erwartende Location und die Lichtverhältnisse vorzubereiten. Ein paar KI-Spielerein gaben einen Vorgeschmack auf Licht und mögliche Größenverhältnisse, die riesigen Maschinen sollten ja auch groß wirken.
Die menschliche Seite ist ein wichtiger anderer Teil. Sich mit den Modellen zu unterhalten, die Bild-Idee zu erklären und natürlich Menschen die es gewohnt sind vor der Kamera zu stehen und sich in Idee und Bild einbringen führen zu guten Bildern. Fotografie ist Teamwork. Auf mich haben sich alle drei Modelle sehr schnell eingestellt, auch mit meinen Wünschen wie: "ich möchte eine starke, selbstbewusste Frau sehen." Gut, das kam den Dreien vielleicht auch entgegen.
Technisch war ich, wie immer auf der einfachen Seite. Alle Bilder entstanden mit meiner sechs Jahre alten Fuji X-H1 und Äquivalent-Brennweiten von 35 bis 135mm. Alle Bilder entstanden als JPGs mit voreingestellter Filmsimulation "Kodak Tri-X Pan 2." Die Filmsimulation ist eine Modifikation einer bekannten Vorlage. Ich habe sie so bearbeitet, dass sie meinen Eindruck des Tri-X Pan mit einem Orange-Filter aus den 1990er Jahren wiedergibt.
Die hier gezeigten Bilder kommen fast alle direkt aus der Kamera. Das Titelbild ist ein Ausschnitt aus einem Hochformatbild und wurde um -1/3 Blendenstufe korrigiert. Zwei Bilder wurden gerade gestellt, ein weiteres wurde etwas beschnitten, sonst jedoch nicht verändert. Das Bild mit den dreien auf der Maschine musste wegen der extrem Lichtverhältnisse partiell etwas korrigiert werden (1-2 Blendenstufen).
Für mich hat sich der Workshop mehr als gelohnt. Die Bilder sprechen wohl für sich.
Mein Dank an das gesamte Team!
Workshops von Mario findet ihr hier: https://mario-dirks.de/workshops/

