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Späte Liebe - Kameras aus DDR

  • Autorenbild: Thomas W.  Salzmann
    Thomas W. Salzmann
  • 5. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Apr.


Kameras aus der ehm. DDR
Ein Teil meiner Kameras aus "sozialistischer Produktion."

Zwei Kameras lagen in Bremerhaven auf dem Tisch. Entweder nehme ich sie mit oder sie würden entsorgt. Ok, ich nahm sie mit. Kosteten auch nichts. Besonders eine Exakta mit Schachtsucher, man schaut also von oben in die Kamera hinein, hatte es mir angetan.


Exakta VX 1000
Exakta VX 1000, gebaut 1967-1970 - der Grundstein zur Sammlung

Nun bin ich kein Sammler im klassischen Sinne. Ich jage nicht hinter bestimmten Dingen hinterher. Auf Flohmärkten laufen mir die Kameras über den Weg. Selten suche ich wirklich etwas bestimmtes. Ist auch viel schöner wenn ich plötzlich etwas in einer Grabbelkiste finde oder es zwischen Sägeblättern und BH's rumsteht. So wie im vergangene Frühjahr eine perfekt erhaltene Praktica BX20 aus dem Jahr 1988, eine der letzten die in der DDR gebaut wurden.


Praktica BX20
Bei einem Kaffee auf dem Bremer Flohmarkt wird das gute Stück begutachtet. Praktica BX20 mit Papieren. Auf der Unterseite der Kamera steht noch "Made in German Democratic Republic"

Ich bin also ein "Lust- und Laune-Käufer" ganz ohne Systematik. Aber eines ist mir wichtig: mit jeder Kamera, so sie funktioniert wird fotogarfiert. Denn das ist der eigentliche Spaß für mich, die alte Technik einsetzen. Das Feeling beim spannen des Verschlusses, das Klacken beim Auslösen, die manchmal exotische Einstellung der Belichtung - da weiß man hinterher auch warum so manche Kamera nicht lange gebaut wurde.


Was ich an den Kameras schätze?

Sie funktionieren! Mag daran liegen, dass viele von ihnen Exportversionen für das Nicht-sozialistische-Ausland waren, hier lagen die Qualitätsansprüche besonders hoch. Zu erkennen an der Kennzeichnung mit einer "1" im Dreieck oder auch einem "Q1"-Symbol. Besonders die älteren Modelle scheinen fast unverwüstlich. Früher hatten wir viele Vorbehalte im Westen gegen diese Kameras, die auch von den Erfahrungen unserer Ost-Verwandtschaft geschürt wurden. Deren Kameras hatten allerdings auch eine "2" als Kennzeichnung.


Ein paar Ergebnisse auf unterschiedlichen Filmmaterialien:


Kamera Bilder


Und waren nun die schönsten Funde?

Gefreut habe ich mich sehr über eine Praktica EE2. Eine Kamera dieses Typs nahm Kosmonaut Sigmund Jähn 1978 als erste deutsche Kamera mit ins Weltall. Meine funktioniert leider nicht, aber dennoch ein schönes Stück Geschichte. Eine andere Kamera, der EE2 nicht ganz unähnlich gab mir jedoch zunächst Rätsel auf. Ganz unten in einem Karton auf dem Bremer Flohmarkt lag eine schwarze Praktica, angebaut war offenbar ein Motor für den Filmtransport. Kein Herstellername, keine Typenbezeichnung, kein "Made in G.D.R." war zu finden, der Form nach aber eindeutig eine Praktica.



Praktica GSK SR 899
Eine rätselhafte Kamera, vielleicht für die Wissenschaft?

Ich vermutete, dass es ich um eine Kamera für Wissenschaftsfotografie handeln könne, vielleicht an einem Instrument wie einem Mikroskop o.ä. einst fest montiert. Zu Hause begann die Suche. Dann traute ich meinen Augen kaum. Was ich da in Händen hielt war eine Spezialanfertigung für das "Ministerium für Staatssicherheit" (MfS), kurz Stasi. Unter der Bezeichnung Praktica GSK SR 899 erhielt die Kamera einen besonders leisen motorischen Filmtransport. Auch der Spiegel klappert nicht, da er fest montiert ist und halbdurchlässig. Die Bedienelemente wurden vereinfacht und bedient wurde über ein Steuergerät (war nicht dabei) das weiter entfernt stehen konnte.



Das war mit Abstand der beeindruckenste Fund. Nun gäbe es noch viele Kameras aufzuzählen, denn auch Freunde bedenken mich immer wieder. Aber belassen wir es für heute bei dieser Auswahl von DDR-Spiegelreflex-Kameras.


Zu meiner Freude klingelte es heute beim samstäglichen Frühstück an der Tür. Und ratet mal was der Paketbote brachte:


Praktica IV
Ganz frisch aus dem Paket: Praktica IV zwischen 1960 und 1964 gebaut.

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